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PLZ: 53572
René
Klimaschonend Grillen und dabei Treibhausgase im Gemeinschafts-Biogarten versenken
Die Idee in einem Satz
Zusammen mit Nachbarn reduzieren wir die Freisetzung von Treibhausgasen beim Kompostieren und Gärtnern, speichern CO2 im Boden und machen unseren Gemeinschaftsgarten widerstandsfähiger im Klimawandel.
Was die Idee verändert
Kohlenstoff wird beim Pflanzenwachstum der Atmosphäre entzogen und beim Verrotten in Form verschiedener Treibhausgase wieder freigesetzt. Im Unkeler Bürgerpark und dem zugehörigen Biogarten fallen fortlaufend grüne und holzige Pflanzenabfälle an. Bei normalem Verrotten würden CO2, CH4 (Methan) und N2O (Stickstoffoxid) freigesetzt. Letztere sind kurzlebiger als CO2 aber über 100 Jahre gerechnet 23 mal bzw. 296 mal klimaschädlicher. Diese Emissionen können wir sowohl reduzieren als auch aktiv zum Entzug von Treibhausgasen in der Atmosphäre (Mitigation) und zur Anpassung an die Klimaerwärmung (Adaptation) beitragen. Durch Pyrolyse (thermische Umwandlung mit minimierter Sauerstoffzufuhr) kann man aus Pflanzenabfällen eine Kohle herstellen, in der ein Großteil des Kohlenstoffs dauerhaft festgelegt ist. Die Kohle wird nicht wie sonstige Biomasse durch biologische Prozesse in flüchtige Treibhausgase umgewandelt. In dieser Form kann Kohlenstoff über sehr lange Zeiträume im Boden „versenkt“ (sequestriert) werden. Auch beim Kompostieren kann die Freisetzung von Klimagasen durch Beimischung von Pflanzenkohle reduziert werden. Die Kohle bindet bei der Zersetzung der Biomasse freiwerdende Klimagase und wird mit Pflanzennährstoffen „aufgeladen“. Durch das im Verhältnis zur Partikelgröße extrem große Porenvolumen kann die Kohle sehr viel organische Substanzen, Mineralien und Wasser speichern. In den Boden eingearbeitet reduziert sie den Bewässerungsbedarf, verbessert den Boden (Porenvolumen, lockere Krume, Mikrofauna, Humusbildung), und dient als Träger für organische Langzeitdüngung. Einen konkreten Beitrag zum Klimaschutz leisten wir auf vier Wegen: (1) Minderung der Freisetzung von Treibhausgasen bei der Zersetzung von Biomasse mittels Verkohlung. (2) Festlegung von Kohlenstoff im Boden (Sequestrierung, von der EU als biologische Klimaschutztechnik anerkannt). (3) Vermeidung der Freisetzung von Treibhausgasen im Zuge von Bodenbearbeitung und Anbauzyklus. (4) Stärkung der Klimaresilienz im biologischen Gemeinschaftsgarten innerhalb des Bürgerparks. Die ersten drei Aspekte tragen zur Minderung des Klimawandels durch weniger Treibhausgasemissionen bei (Mitigation). Insgesamt erwarten wir eine negative CO2e-Bilanz (CH4 und N2O in CO2-Äquivalente umgerechnet), d.h. netto weniger klimaschädliche Gase in der Atmosphäre, durch die kombinierte Wirkung der Emissionsminderung aus verrottender Biomasse, aus Bodenbearbeitung und aus dem Verzicht auf Dünger, dessen Herstellung und Transport besonders klimaschädlich sind. Der vierte Aspekt trägt durch größere Widerstandsfähigkeit (Resilienz) im Gartenbau gegenüber den Auswirkungen der Klimaerwärmung wie Trockenheit und Starkregen zur Anpassung bei (Adaption).
Wie die Idee umgesetzt wird
Im Bürgerpark Unkel wird der Gemeinschafts-Biogarten bereits seit drei Jahren praktisch umgesetzt und die Beziehungen zur lokalen Zivilgesellschaft (erweiterten Nachbarschaft) werden seither gepflegt und ausgebaut. Die ökologischen Programmkomponenten werden sukzessive ausgebaut. Der Bürgerpark bietet mit reichlich anfallender Biomasse, großer Fläche, lokaler Bekanntheit und vielfältiger Nutzung gute Umsetzungsbedingungen. Bislang verlangt der sehr lehmige Boden im Bürgerpark tiefes Umgraben und Fräsen, bevor mit Aussicht auf Erfolg gesät oder gepflanzt werden kann. Bei derart intensiv wendender Bearbeitung werden Bodenleben und Fruchtbarkeit gestört sowie Treibhausgase freigesetzt. Mit organisch aufgeladener Kohle verbessern wir Bodenstruktur, Bodenleben und -fruchtbarkeit sowie Wasserhaltefähigkeit und beenden die wendende Bodenbearbeitung. Die im Park anfallende holzige Biomasse werden wir mit unserem Kon-Tiki Pyrolyse-Grill verkohlen, die Holzkohle beim Kompostieren der übrigen Pflanzenabfälle einsetzen und auch direkt in den Gartenboden einbringen. Dabei orientieren wir uns an den bereits verfügbaren technischen Anleitungen für die Herstellung von Pflanzenkohle mit dem Kon-Tiki und ihre Anwendung im Pflanzenbau. Die CO2-Sequestrierung mit Hilfe der Kohle erläutern wir den Gartenteilnehmern und einem breiteren Publikum mit begleitenden Medien und eigenen Vorträgen. Die Wirkung im Garten demonstrieren wir mit Vergleichen zwischen unbehandeltem und verbessertem Boden, vorher-nachher Aufnahmen und unseren Anbauergebnissen. Kon-Tiki Pyrolyseöfen mit schwenkbarem Rost sind auch klimafreundliche Grill- und Kochgeräte, welche die Abwärme und das Pyrolysegas nutzen. Ein Kon-Tiki kann beim Gemeinschaftsgarten und anderen Grillstellen im Bürgerpark eingesetzt werden. Wir planen einen Kon-Tiki für den Bürgerpark zu beschaffen und ggf. später weitere nachzubauen. Den Gartenteilnehmern und unseren Kooperationspartnern werden wir die Nutzung vorführen. Bei Anfragen für private Feiern im Bürgerpark werden wir auf die Möglichkeit des Grillens mit dem Kon-Tiki hinweisen, zunächst allerdings nur unter kundiger Anleitung. Der Verein "Gemeinsam für Vielfalt e. V." (GfV) verfügt sowohl über eigene Kompetenz wie auch über vielfältige Partnerbeziehungen für praktische Arbeitseinsätze und für die Begleitung des Vorhabens mit Vorträgen, Filmvorführungen, praktischen Demonstrationen im Garten und beim Grillen.
Wie können andere mitmachen?
Das Angebot „Gemeinschaftsgarten im Bürgerpark“ wird regelmäßig öffentlich vorgestellt und steht allen Interessenten kostenfrei offen. Gruppen von Kindern aus der integrativen Kindertagesstätte („kleine Wühlmäuse“) und der Grundschule („grünes Klassenzimmer“) sind bereits seit zwei Jahren im Garten engagiert. Im laufenden Jahr hat die Beteiligung mehrerer Flüchtlingsfamilien das Spektrum der erreichten Nachbarn erweitert. Die Wege zwischen den Beeten wurden rollstuhlbefahrbar angelegt. Mit Erde befüllte Metallkörbe können im Sitzen bepflanzt und bearbeitet werden. Befestigte Freiflächen und Sitzgelegenheiten am Rand des Gartens laden zu Aufenthalt und Austausch ein. Wir ermutigen die Teilnehmer zur Zusammenarbeit, zur gemeinsamen Nutzung von Werkzeugen, Saat- und Pflanzgut und zur Koordination über eine Chatgruppe. Derzeit werden ca. 500 qm Gartenfläche von fünf Familien, Kita, Schule und einigen Einzelpersonen bearbeitet. Bei wachsender Beteiligung kann die Gartenfläche ausgedehnt werden. Unser Partner Unkel Tomorrow Grün war maßgeblich an der Einrichtung des Gartens beteiligt und bietet weiterhin eine Vielfalt samenfester Bio Gemüsepflanzen mit Anbauanleitungen an. Deren Bekanntmachung und Verbreitung ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung von Biodiversität, die angesichts zunehmender Klima- und Wetterunsicherheit für lokale Ernährungssicherheit wichtig ist (Adaptation). Der Kläranlage von Unkel und Linz ist ein Pyrolysereaktor zur Verkohlung von Klärschlamm angeschlossen. Unseres Wissens gibt es nur zwei dieser Anlagen in Deutschland. Wir bitten die Betreiber um einen Fachvortrag und regen die Nutzung der Biokohle in Privatgärten, Kompostanlagen und öffentlichen Anlagen an. Die Gartengruppe und mehrere Unkeler Vereine werden wir bei der Nutzung des Kon-Tiki anleiten, dabei über die Klimawirkung informieren und somit eine breitere Öffentlichkeit erreichen. Bei Interesse werden wir den Ofen mit lokalen Metallhandwerkern (darunter Geflüchtete in Ausbildung) nachbauen. Das Vorhaben ist sowohl in einzelnen Elementen replizierbar als auch insgesamt bei ähnlichen Gelände- und Umfeldbedingungen. Dies machen wir durch konkrete Praxis, Vorführungen und Beratung deutlich. Mit begleitenden Vorträgen zeigen wir, wie sowohl die Vermeidung und Sequestrierung von Klimagasen möglich ist als auch eine vorbeugende Anpassung an Auswirkungen des Klimawandels. Die Aussicht auf langfristige Wirksamkeit wird durch gemeinsames Erleben gesteigert. Leute treffen sich im Garten, grillen zusammen, tun dabei etwas fürs Klima und werden zur Anwendung des Erlebten im eigenen Umfeld angeregt. Durch allmähliche Verbreitung der verschiedenen klimawirksamen Komponenten des Vorhabens erwarten wir langfristige Wirkungen.
Dafür setze ich das Preisgeld ein
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